Sehnenschäden

Therapie

Sehnenerkrankungen bei Pferden

Die Heilung von Sehnenerkrankungen ist langwierig und erfordert sehr viel Geduld sowie ein hohes Maß an Durchhaltevermögen von Pferd und Besitzer*in. Lange Wochen der Boxenruhe und das monatelange Durchhalten eines bestimmten Bewegungsprogrammes bei ungeduldiger werdenden Pferden sind für alle Beteiligten eine Herausforderung. Doch bei zu schneller Rückkehr zu unkontrollierten Bewegungen ist die Gefahr groß, dass das ausgebildete, aber noch nicht belastbare Ersatzgewebe erneut reißt und der gesamte Prozess wieder von vorne anfängt.

Therapie von Sehnenschäden

In der akuten Entzündungsphase nach der Verletzung wird das Pferd ruhiggestellt und das betroffene Bein mit kaltem Wasser und gegebenenfalls kühlenden, antientzündlichen Salben gekühlt. Das Bandagieren des verletzten Bereiches wirkt dem übermäßigen Austritt von Entzündungsflüssigkeit ins Gewebe entgegen. Entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAIDs) lindern die Schmerzen des Pferdes, umso wichtiger ist dann aber die konsequente Ruhigstellung.

Behandlungsmethoden in der proliferativen Reparationsphase zielen darauf ab, den Körper bei der Reparation und Wiederherstellung der Sehnenfunktion zu unterstützen. Intraläsionale Therapien wie die Stammzelltherapie, Laser- oder Stoßwellenbehandlungen werden angewendet. Je nach Ausmaß der Verletzung wird ein langsames Bewegungsprogramm - gegebenenfalls mit einem orthopädischen Beschlag - begonnen.

In der chronischen Remodellierungsphase wird das Reha-Bewegungsprogramm nach tierärztlichem Therapieplan kontinuierlich gesteigert. Weiterhin können Behandlungen wie die Stoßwellen-, Laser- und/oder Magnettherapie zur Unterstützung der Heilung zum Einsatz kommen.

Risiko einer erneuten Verletzung („Rückfall“)

Die kontrollierte Bewegung ist für die erfolgreiche Heilung eines Sehnenschadens ausschlaggebend, denn dadurch wird die erwünschte Längsausrichtung der Sehnenfasern positiv beeinflusst. Eine kontinuierlich gesteigerte Mobilisation verbessert die Qualität des Heilgewebes.

Nach einer Verletzung der Beugesehnen können Pferde grundsätzlich durchaus erfolgreich in den Hochleistungssport zurückkehren. Jedoch ist die Gefahr einer Wiederverletzung der reparierten Sehne groß: bis zu 80% der Sportpferde erleiden ein Rezidiv (= Rückfall), wodurch ihre sportliche Karriere häufig vorzeitig endet.

Die Stammzelltherapie bei Sehnenschäden

Ein speziell für Pferde zugelassenes Arzneimittel bietet jetzt die Möglichkeit, Sehnenschäden mithilfe von programmierten Stammzellen gezielt zu behandeln.

Dabei werden die auf Sehnenzellen programmierten Stammzellen unter Ultraschallkontrolle direkt an den Ort der Verletzung injiziert. Wirksamkeitsstudien zeigen den positiven Einfluss der Stammzellinjektion in den Sehnenschaden während der proliferativen Reparationsphase auf das Heilgewebe. 

In wissenschaftlichen Studien an über 100 Pferden mit Sehnenschaden konnte gezeigt werden, dass die so behandelten Sehnenverletzungen eine verbesserte Qualität des Heilgewebes und die für die Elastizität erforderliche Longitudinalausrichtung der Sehnenzellen aufwiesen. Es wurde weniger steifes Narbengewebe ausgebildet als bei den mit Kochsalzlösung (Placebo) behandelten Kontrollpferden. Außerdem kam es nur bei einem geringen Anteil (22%) zu Rezidiven, also erneuten Sehnenverletzungen im gleichen Bereich innerhalb von 2 Jahren nach der Behandlung.

Auch Pferde, die mit einer Stammzelltherapie behandelt wurden, benötigen Zeit für die Heilung. Die Dauer der Rekonvaleszenz, also die Zeit bis zur Genesung, wird durch die Stammzelltherapie nicht verkürzt. Auch hierbei muss der tierärztliche Therapieplan unbedingt eingehalten werden.

Die Stammzelltherapie der Sehne zielt darauf ab,

  • die Qualität der Kollagenfasern im Reparationsgewebe zu verbessern,
  • die zukünftige Elastizität des Heilgewebes durch erwünschte Longitudinalausrichtung der Sehnenzellen zu fördern,
  • den Anteil an rigidem Narbengewebe zu minimieren,
  • das Risiko einer erneuten Verletzung zu senken und somit
  • den Körper bei der Regeneration einer funktionsfähigen und belastbaren Sehne zu unterstützen.

Ein signifikant höherer Anteil der mit Stammzellen behandelten Pferde aus der Studie konnten nach der Genesung wieder erfolgreich zu ihrem ursprünglichen Sportniveau zurückkehren.